JOHANNES BRAHMS: EIN DEUTSCHES REQUIEM

Zur Kammermusikfassung

Es ist ein großes sinfonische Trostoratorium – eine Musik, die bis heute viele Menschen zutiefst berührt. Brahms‘ im kirchlich-theologischen Sinne sehr zurückhaltende und ganz allgemein auf Trost und Trösten fokussierte Textzusammenstellung hat neben der unübertroffenen musikalischen Gestaltung wohl nicht ganz unwesentlich für die breite Anerkennung gesorgt, die er hierfür erhalten hat. Johannes Brahms fand für sein Requiem-Libretto Bibelworte fernab des kirchlichen Dogmas, in denen seine persönliche und künstlerische Sicht auf die „letzten Dinge“ aufscheint; dabei war er mit Anfang dreißig noch ein junger Mann. Das Werk bedeutete seinen Durchbruch als Komponist und ist bis heute eines der meist aufgeführten sinfonischen Chorwerke, hat also universellen Charakter und berührt Menschen unabhängig von ihrem weltanschaulichen Hintergrund.

Alle Komponisten der Romantik waren Suchende in einer Welt, die aus den Fugen geriet. Sie bewegten sich im Zwischenbereich von Schmerz und Liebe, Tod und Erfüllung. Kein Wunder, war doch das spätere 19. Jahrhundert eine Epoche rasanter Veränderungen angesichts der Evolutionstheorie, Religionskritik, der Industrialisierung und der Gründung der Nationalstaaten. Religion wurde besonders in gebildeten Kreisen weitgehend der Privatsphäre zugeordnet, Natur oder Kunst wurden zu Ersatzreligionen. Brahms verstand die Bibel mehr als Dichtung, denn als göttliche Offenbarung, sie war für ihn ein Steinbruch, dem er Teile entnahm, die seinem Glauben entsprachen und ihn als Komponisten inspirierten — ganz anders als Liszt und vor allem Bruckner, die einem von Rom betriebenen restaurativen Katholizismus verbunden waren.

Aufgrund der großen Beliebtheit des Werkes sind die verschiedensten Bearbeitungen entstanden: So gibt es mehrere Fassungen mit kleinerem Orchester. Karg-Elert hat einzelne Sätze des Requiems für Harmonium solo bearbeitet. Heinrich Poos und andere haben Fassungen für zwei Klaviere statt Orchester geschaffen. Auch Brahms selbst war sein erster eigener Bearbeiter. Von ihm stammt der weit verbreitete hochkarätige Klavierauszug für einen Spieler. Zu diesem Klavierauszug schuf Jörg Walter einen ergänzenden Harmoniumpart. In ihm sind die Schwell- und Halteklänge des Orchesters verarbeitet. Dabei ergänzen sich beide Tasteninstrumente – der rhythmisch akzentuierende aber stets schnell verklingende Flügel und das weiche aber an- und abschwellende Harmonium – ganz vorzüglich. Jörg Walter am Harmonium und Heiko Holtmeier am Flügel werden gemeinsam die Sänger und Sängerinnen begleiten

Im Unterschied zur ersten Aufführung dieser Harmoniumversion vor drei Jahren erklingt nun ein deutlich größeres und sehr viel kräftigeres symphonisches Instrument mit Druckwindtechnik. Auch die Noten für diese Aufführung sind noch einmal einer gründlichen Revision unterzogen worden. Damit wird der – ganz ohne Orchester – nur auf den beiden Tasteninstrumenten gespielte Instrumentalpart deutlich reicher und voller klingen als 2016 und dem großen symphonischen Chor ein stärkeres Gegenüber sein. Mit den Solisten Christina Elbe und Tye M. Thomas, mit der Cantorei der Reformationskirche und dem Kammerchor Adoramus aus Słubice und dem Dirigenten Johannes Stolte sind an allen Positionen hervorragende Musiker und Musikerinnen sowie Ensembles zu erwarten, die diesen Abend sicher zu einem unvergesslichen Erlebnis machen werden.

J. Stolte und J. Walter

Kommentare sind geschlossen.