Was ist ein Mensch – Sommerkonzert 2025
Was ist ein Mensch
Fanny Hensel – Hiob
Antonin Dvořák – Messe D-Dur
Giovanni Pierluigi da Palestrina – Magnificat
Felix Mendelssohn Bartholdy – Nunc Dimittis
Leitung Maximilian Kleinert
Cantorei der Reformationskirche
Orgel: Marco Heise
Samstag, 19. Juli 2025, 20:00 Uhr
Reformationskirche
Beusselstraße 35, 10553 Berlin
Eintritt frei. Spenden erbeten.
Ostseetournee:
Fr., 25.7. Fischländer Kirche Wustrow
20 Uhr, Eintrittspreis: 15 / ermäßigt 5 Euro
Sa., 26.7. Seemannskirche Prerow
20 Uhr, Eintrittspreis: 15 Euro
So., 27.7. St. Marienkirche Stralsund – Matinee
10 Uhr Gottesdienst; 11.45 Uhr Matinee
Eintritt frei. Spenden erbeten.
Einführung:
Was ist ein Mensch?
Ein Konzert zwischen Klage, Hoffnung und Lobpreis
In den großen Fragen der Menschheit stehen Zweifel und Glaube, Leid und Trost, Vergänglichkeit und Ewigkeit in einem fortwährenden Dialog. Musik kann diesem existenziellen Ringen eine Stimme verleihen, und genau dies geschieht in diesem Konzertprogramm mit Werken von Fanny Hensel, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Felix Mendelssohn Bartholdy und Antonín Dvořák.
Der Titel des Konzerts – Was ist ein Mensch? – verweist auf die Frage, die sich durch alle Werke des Abends zieht: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Wo liegen die Grenzen des Irdischen, und welche Hoffnung eröffnet sich jenseits davon?
Den Auftakt bildet die Kantate Hiob von Fanny Hensel. Sie greift das biblische Buch Hiob auf, das in besonders eindrücklicher Weise das Ringen mit Leid und göttlicher Gerechtigkeit thematisiert. Dass dieses Werk aus der Feder einer Komponistin stammt, ist dabei von besonderer Bedeutung: In einer Zeit, in der Frauen in der Musik weitgehend auf den häuslichen Bereich beschränkt wurden, schuf Fanny Hensel Kompositionen von großer Tiefe und Ausdruckskraft. Die Tatsache, dass sie als Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys lange im Schatten ihres berühmten Bruders stand, ist exemplarisch für viele talentierte Frauen des 19. Jahrhunderts. Doch heute wird ihr Schaffen mehr und mehr gewürdigt – und mit ihrer Hiob-Kantate setzt sie sich auf einzigartige Weise mit der existenziellen Frage nach Leid und Hoffnung auseinander.
Nach der Klage folgt der Lobpreis: Mit Palestrinas Magnificat erklingt eine Vertonung des Lobpreises der Maria aus dem Lukasevangelium. In der kunstvollen Stimmführung der Renaissance-Polyphonie spiegelt sich die Gewissheit göttlicher Fürsorge. Es ist ein Werk von schlichter Erhabenheit, das den Menschen aus der Perspektive des Glaubens in ein größeres Ganzes einordnet.
Felix Mendelssohns Nunc dimittis führt diesen Gedanken weiter. Der Lobgesang des greisen Simeon am Ende seines Lebens verbindet Abschied und Erfüllung, irdische Vergänglichkeit und himmlische Hoffnung. In einer musikalischen Sprache, die barocke Tradition und romantischen Ausdruck in sich birgt, entfaltet sich eine Atmosphäre von Frieden und Vertrauen.
Den Abschluss bildet Dvořáks Messe in D-Dur, die mit ihrer warmen, volksnahen Klangsprache eine liturgische Feier gestaltet. In diesem Werk finden Demut und Zuversicht zusammen, und die menschliche Existenz wird in eine Gemeinschaft des Glaubens eingebettet.
So führt das Konzert von der Klage über den Lobpreis bis hin zur Gewissheit einer höheren Ordnung. Eine musikalische Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Wesen des Menschen – seiner Vergänglichkeit, seinem Glauben und seiner Hoffnung.
Maximilian Kleinert